Warum drehen wir uns am Ende von Savasana nach rechts?

dreh‘ dich nach rechts, nimm ein paar tiefe Atemzüge hier, bevor zu dich zum Sitzen hochdrückst“

– in vielen Yogastunden wird man mit diesen Worten aus der wohlverdienten Endentspannung, Savasana, geholt und vielleicht hast du dich auch schon mal gefragt: „Warum eigentlich immer nach rechts?“

Indem wir uns auf die rechte Seite rollen, geben wir unserer rechten Körperhälfte etwas mehr Zeit, bewusst extra Aufmerksamkeit, bevor wir unsere Praxis abschließen, das Yogastudio verlassen, zurück in den Alltag eintauchen. Der Hintergrund davon hat mit Yin und Yang zu tun, eine Prinzipienlehre aus der chinesischen Philosophie, von der ihr sicher alle schon gehört habt, beziehungsweise das Symbol kennt: als Halskettenanhänger etc. in den 90er Jahren inflationär ausgeschlachtet und verwendet.

Aber was hat es damit eigentlich genau auf sich?

Yin und Yang sind Gegensatzpaare, ihre Herkunft und Bedeutung wird von verschiedenen Philosophien und Kulturen abweichend voneinander interpretiert. Im Yoga stehen Yin und Yang für das Weibliche und Männliche in allen Lebensformen. Beiden werden charakteristische Merkmale, Eigenschaften, Wesenszüge zugeordnet.

Yin symbolisiert das Weibliche mit den Attributen Mond, Nacht, Winter, dunkel, weich, hervorbringen, Ruhe, Wasser, Intuition

Yang steht für das Männliche, die Sonne, Tag, hell, hart, Aktivität, erzeugen, Leben, Feuer, Verstand

Diese beiden Gegenpole sind in allen Lebensformen, nicht nur uns Menschen, zu finden. Demnach wird unsere westliche Gesellschaft und Lebensweise eine starke Yang Dominanz zugeschrieben. Wir müssen funktionieren, im Alltag, der Familie, dem Job, der Freizeit, höher, schneller, weiter, extremer, dürfen keine Schwäche zeigen, haben keine Zeit, bessere wäre alles gestern schon fertig gewesen und man ist nie genug – und genau hier setzt das „nach rechts drehen“ an: wir geben der rechten Körperhälfte mehr „Raum“, da wir es im Alltag viel zu selten tun: Pause machen, Schwäche zeigen, um Hilfe bitten, traurig und verletzlich sein, weich, emotional –

Eine regelmäßige Yogapraxis soll uns helfen, in unseren Körper reinzuspüren, zu hören und zu tun, was er wann wirklich braucht. Alles ist in wechselseitiger Beziehung, kommt und geht in Wellen, Höhen und Tiefen, Yin und Yang brauchen und bedingen sich gegenseitig, wir brauchen beides und alle gegensätzlichen Attribute in unserem Leben. In keinster Weise gibt es bei Yin & Yang eine Wertung, ein besser oder schlechter, beides braucht ausgewogen Platz und Raum in unserem Leben für ein harmonisches Sein.

in the black, there is some white, in the wrong, there is some right, in the dark, there is some light, in the blind, there is some sight – Abhinyana

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